Die Region der Marken - Italien

 

Die Marken, oder besser auf italienisch: Le Marche, sind Italiens einzige Region im Plural und das nicht ohne Grund: die Marken sind außerordentlich vielfältig. Sie stellen „Italien in einer Region“ dar. Wie?

 

Region der Marken

 

Mit Plätzen, auf denen sich wie eh und je Jung und Alt treffen in zwangloser Geselligkeit; mit Ortschaften, die an Hügeln kleben und an Ritterburgen und Turniere erinnern, alten Denkmälern nach der Art „Garibaldi hoch zu Ross“, Schlössern und Palästen mit romantischen Gartenanlagen, Geschlechtertürmen im Wettstreit um die Macht, Tausenden von Kirchen und 200 davon in romanischem Stil; mit stillen Wallfahrtsorten, Basiliken und Oratorien voller erstrangiger Freskenmalereien, historischen Theatern im abgelegendsten Ort, einer ausgezeichneten Musiktradition, Museen und Gemäldegalerien voller Kunstgegenstände, Bibliotheken auf neustem multimedialem Niveau; mit touristischen Häfen und Kuttern die früh am morgen ihren Fischfang anpreisen, Thermalbädern zu Trinkkuren, Fangotherapien, Aerosoltherapien und Inhalationen.

Die Marken sind eine mittelitalienische Region, vom Bergland des Apennins bis zur adriatischen Küste, 9694 km2, mit 1,45 Mio. Einwohnern und 14 Flüssen, die in Richtung Osten die Landschaft quer durchkämmen bishin zum Adriatischen Meer: vom Fluß Marecchia, der die Marken von der Emilia- Romagna Region und der Republik San Marino trennt, bishin zum Fluß Tronto im Süden an der Grenze zur Abruzzenregion. Engumschlungen, dieses Zentralitalien, mit Landschaften, die der Toskana und Umbrien ähneln. Ein Agrarland mit Naturschutzgebieten noch intakter mediterraner Flora und Fauna, mit Hektaren von Weinbergen erlensenster DOCtropfen; mit Fahrradrouten, Reitställen und Golfplätzen für jeden Freizeitgeschmack. In den Marken werden Markenartikel produziert, die sicherlich unter den berühmtesten in Italien sind und in allen Produktionssektoren; weltweit bekannt sind seine Möbel – Mode – und Motorindustrien.

In den Marken gibt’s die besten Volleyballspieler/innen, Fußballplätze überall, 9 orangefarbige Fahnen (touristisches Umweltqualitätszeichen) und 11 blaue (touristisches Seequalitätszeichen), 7000 Palmen nur in San Benedetto, eine unterirdische Welt voller Stalagmiten und Stalaktiten und 200 sonnige Tage im Jahr.

„Die sanfte Eintönigkeit aneinandergedrängter Hänge wird nur von den Farben der Natur, von Straßen oder von Baumreihen entlang der Gipfel unterbrochen. Die massiven Mauern der Dörfer oder vereinzelter Höfe lassen die Hügelkuppen noch augenfälliger hervortreten. Die Marken sind eine kleinteilige Region. Eingebettet in eine milden Luft hegen sie zur Stille eine tiefere Beziehung als zu lärmenden Begegnungen. (...) Aufgrund topographischer Gegebenheiten sind die Marken eine in sich geschlossene Region. Kompakt wirkt sie aber auch aufgrund der sie beherrschenden Abstraktheit. Ruhig liegen die Marken unter den anmutigen Sternen ihres unendlichen Himmels, der Vollmond erfüllt die Landschaft, weidet sie. Es ist kein Zufall, daß sich die Poesie als der geeignetste Schlüssel zu dieser Welt erweist. Die Gesänge Giacomo Leopardis aus Recanati (...) zählen zum Gehaltsvollsten, was über diese Region, ihre Geschichte, Gesellschaft, Mentalität je geschrieben wurde, über die Schönheit ihrer Stadtviertel, über ihre Neigung zur Meditation, über die ewigwährenden Sehnsüchte ihrer Bewohner, über ihre verwunschenen Plätze....“

Die Marken gelten auf grund dieser ihrer geographischen Lage als Treffpunkt verschiedener Kulturen und Zivilisationen. Das Land war, wie die zahlreichen Ausstellungsstücke im archäologischen Museum Anconas hinweisen, schon seit dem Paläolithikum bewohnt. Von den verschiedenen italischen Volksstämmen haben in dieser Gegend vor allem die Picener Zeichen ihrer Zivilisation hinterlassen. Ihr Wahrzeichen, der Specht, ist noch heute Logo der Region. Der Küstenstreifen von Pesaro bis zur Mündung des Esino gilt als äusserster Punkt des Vordringens der Gallier in Italien und ist daher als Ager Gallicus in die Geschichte eingegangen. Die italienische Literatur besingt den Metaurofluss zwischen Fano und Fermignano als ein Rinnsal „mit mehr Ruhm als Wasser“und würdigt somit den Schauplatz der Punischen Schlacht zwischen den Römern und Hasdrubal, dem Bruder Hannibals. Das war im Jahr 207 v. Chr. : die siegreichen Römer bestimmten Picenum unter Augustus zur V. Region. In den zahlreichen ex-Kolonien wie Pisaurum/Pesaro, Tifernum Metaurense/Sant’Angelo in Vado oder Urbisaglia kommen heute noch merkenswerte Mosaikfussböden zutage, werden Heilquellen neu entdeckt, spriessen Tensostrukturen zum Schutz von Ausgrabungsstätten aus dem Boden. Auf dem Weg von Cantiano über Cagli, Fossombrone nach Fano in Richtung Ariminum, dem heutigen Rimini, kann man den damaligen Verkehr auf der wichtigen konsularischen Strasse Flaminia wahrhaft noch nachvollziehen. Die gesamte Region südlich von Ancona war Land der Longobarden während sich die maritime Pentapolis (Rimini, Pesaro, Fano, Senigallia, Ancona) bildete, die Pippin und Karl der Grosse später an die Päpste abgaben.

Die Gründung der Hauptstadt Ancona geht auf die syrakusanischen Dorer zurück, die den damaligen Naturhafen mit einem „Ellenbogen“, auf griechisch Ankon, verglichen und dem Felsenvorsprung somit den Namen gaben. Jeder Mittelmeerreisende auf der Durchfahrt nach Dalmatien oder Griechenland begreift beim Anblick dieser Stadt warum Ancona auch Goethe so beeindruckt hat : sie ist nämlich eine der wenigen Städte in der Welt, wo die Sonne im Meer aufgeht und im Meer auch untergeht.

Erst unter den Ottonen, im 10. Jahrhundert, erschien der Name „Mark“ als Grenzgebiet des päpstlichen Einflusses: so bildete sich die Mark Camerino, die fünf Jahrhunderte später zusammen mit Urbino zum wichtigster Pol humanistischer Universitätsstudien wurde. In jenen Zeiten verbreiteten sich die Mönchsorden, blühten verschiedene Abteien, die Wanderern wie Dante Alighieri damals, aber auch heutzutage noch ehrfürchtigen Suchern nach unberührter Natur und kulturellem Erbgut gerne Eingang gewähren. Obligatorischer Halt für alle Pilgerfahrten in Italien ist unter anderem das Haus der Gottesmutter in Loreto. Das Mittelalter kennzeichnet die Marken generell als Feudalwesen papsttreuer Ritterdynastien: befestige Siedlungen, Mauerringe, Zytadellen und Bergfriede bestimmen größtenteils die Landschaft dieser Region. Historische Aufführungen in prunkvollen Brokatkostümen, mit Falknern, Fahnenschwingern und Feuerspuckern sind keine Seltenheit und nicht unbedingt nur in Theatern wie dem Sferisterio in Macerata oder dem Pergolesi in Jesi vorzufinden. Festspiele im Freien sind in den Marken gang und gebe: Verführungen innerhalb der Burgmauern von Gradara, Wettkämpfe zwischen verschiedenen „Sestieri“- Stadtteilen Ascolis oder Wildschweinjagd mit Bankettgelager in Mondavio sind nur einige der Sommervergnügen, die den Besucher in andere Zeiten versetzen.

Besonders lebhaft war die Kommunalzeit in den Marken, mit der Promulgation von den Verfassungen der heutzutage wichtigsten Städte der Region: Ancona, Pesaro, Macerata, Fano, Jesi, Fermo und Ascoli Piceno. Kommunen wie Fabriano, Matelica und Osimo führten ein kraftvolles Leben. Die bedeutendste war Ancona, welche mit Venedig im adriatischen Handel wetteiferte und auch gegen Barbarossa siegreich Widerstand leistete. In der Zeit der Signoria war die bekannteste Familie zunächst die Montefeltrodynastie, die mit dem Herzog Federico da Montefeltro ihren Herrschaftsbereich auf Gubbio, Urbino, Cagli ausdehnte und als einer der berühmtesten Renaissancehöfe in die Kunstgeschichte einging; in Camerino dominierte währenddessen die Familie Varano. Doch auch der Heilige Stuhl wollte nicht im Geringsten auf seine alten Rechte verzichten und versuchte diese durch seine Gesandten auszuüben, indem er den lokalen Gutsbesitzern das apostolische Vikariat zugestand. Mitte des 14. Jahrhunderts gelang es dem Kardinal Albornoz viele Städte und Schlösser wieder unter die Kirche zu bringen, indem er dauerhafte Bündnisse mit den damaligen Feudalherren schaffte. Ein halbes Jahrhundert später riss Cesare Borgia die gesamte Mark unter seine Macht. Doch Borgias Versuch diente letztlich nur der Begünstigung der Zentralisierung der Verwaltung, die die Kirche seit langem verfolgte. Sie vervollständigte sich 1532 mit der Besetzung der Kommune Ancona und 1631 mit dem Erwerb des Herzogtums Urbino, nachdem die Familie Della Rovere ausgestorben war.

Im 17. Jahrhundert fand der Kirchenstaat seine Einheit. Der Vorbeimarsch von Napoleon zeichnet den Beginn der modernen Zeiten. Unter dem Schutz der Truppen der Französischen Revolution entstand die Republik Ancona; es vereinten sich die Städte der Marken mit der Römischen Republik, um von 1808 bis 1813 zum Reich Italien zu gehören; als sie nach der napoleonischen Katastrophe wieder an die Kirche gegangen waren, wurden die Marken 1860 von den piemontesischen Truppen besetzt. Die Volkstumulte des italienischen Risorgimento, die in den Marken zu der Schlacht von Castelfidardo führten, beschleunigten den Prozess der nationaler Vereinigung.

So kam das Jahr 1861: die Marken, 4 Provinzen, dem nördlichen Pesaro und Urbino, Ancona, Macerata bishin zu Ascoli Piceno, wurden zu einem Teil des Nationalstaates Italien.

In klimatischer Hinsicht und auch in Bezug auf die landwirtschaftliche Produktion kann die Region der Länge nach in drei Zonen eingeteilt werden: der Küste, dem Hügelgebiet und der apenninischen Bergwelt.

Die 180 Km lange Sandküste, die als adriatische Riviera wohl bekannt ist, hat in den Marken zwei Ausnahmen, die sich steil über dem Meer erheben: dem Naturschutzpark San Bartolo, der sich von Gabicce Mare gen Süden bis Pesaro erstreckt und dem Conerohügel, malerischen Kalksteinbuchten in der Nähe von Ancona. Die Fischerei, die aufgrund der Schiffswerften (Ancona, San Benedetto del Tronto) und der Fischereiflotten eine große Rolle an der Küste spielt, spiegelt sich im «brodetto» wieder, der Fischsuppe, die gut und gerne 13 Fischsorten verlangt. Das Kap des Conero stellt dabei eine imaginäre Geschmacksgrenze dar: im Norden bereitet man sie mit Tomaten zu, im Süden bevorzugt man Safran. Jede noch so kleine Stadt hat "ihre" Fischsuppe vorzuweisen: ein brennender Wettkampf, der jährlich von Fano ausgeht und viele Besucher anzieht, die überzeugt davon sind, dass auch der kulinarische Aspekt zu einer Kulturreise dazugehört.

In den Marken ist die eno-gastronomische Tradition fest in den bäuerlichen Essgewohnheiten verwurzelt und daher noch immun gegen Tiefgefrorenes: was dem Gast aufgetisch wird ist saisonbedingt frisch und kommt meistens direkt aus dem Garten. Hier regiert die häusliche Küche über die professionelle, und selbst die feinsten Restaurants legen Wert darauf, Gerichte „alla nonna“, auf Grossmutterart, anzubieten. Erstklassige, frische Zutaten, möglichst wenig vermischt und mit kalt gepresstem Olivenöl extra vergine geschmacklich verfeinert, kennzeichnen jede Begegnung mit Land und Leuten. Ausgiebig wird Gebrauch gemacht von allem, was Feld, Wald und Wiesen zu bieten haben. Man versucht, möglichst alles zu verwerten. So sind denn einige der bekanntesten Gerichte entstanden, indem man etwa altes Brot aufbrauchen oder die weniger attraktiven Teile eines geschlachteten Schweins nicht einfach wegwerfen wollte. Ob in einem ristorante, einer trattoria oder osteria, überall versucht man generell den ganzen Stolz in die kreative Neuinterpretation traditioneller Gerichte zu legen. Und wenn das Holzofenfeuer brennt können auch die modernsten take aways nicht mit der pizza Tradition anhalten.

Das Hügelgebiet zur Adria hin ist ein regelrechter "Laufsteg" für viele Gemüsesorten, die zu den besten Europas zählen. Darunter: Blumenkohl aus Jesi und Fano, Karden aus dem Tal Valle del Trodica, Hauptzutaten der "parmigiana di gobbi", Erbsen aus Potenza Picena, Artischocken aus Montelupone, Saubohnen aus Ostra, Linsen aus Visso und «vinciarelli», Distelpflanzen, die in anderen Teilen Italiens unauffindbar sind und nicht zu vergessen: die gefüllten Oliven aus Ascoli. Bemerkenswert ist die Viehzucht, besonders die Rinderzucht; sie vereint Quantität mit hochwertiger Qualität, für die insbesondere die razza marchigiana, die Rasse aus den Marken, steht. Abgesehen von dem überall angebotenen Fleisch alla brace, vom Holzkohlengrill, sind leckere gefüllte Tauben (piccione ripieno) und gekochtes Kaninchen mit Fenchel (coniglio in porchetta) eine marchigianische Spezialität. Souveränes Gericht der Landküche der Marken ist ausserdem die „porchetta“, eine Art gebratenes Spanferkel, die auf keinem sommerlichen Dorffest, keiner „sagra“ mit liscio-Walzertakt, fehlen darf. Man findet sie auch oft in viel besuchten Strassen am Strassenrand: dort wird sie vor allem zusammen mit dem typische Fladenbrot der Riviera, der „piadina“, angeboten.

Die Italiener, und so auch die Bewohner der Marken, sind generell Lebenskünstler und daher immer Menschenfreunde. Vor allem auf dem Land, dort wo die Hotels zum AgriTourismus oder B&B werden, kann der Gast nicht den Alltag ausser Kraft setzen. „Hast du einen Gast so gib ihm was du hast“ bedeutet aber auch, dass ihm der Spaten in die Hand gedrückt werden könnte. Auf den Bauernhöfen ist stets der Korkenzieher in Bewegung. Der im Glas glänzende lokale rote Sangiovesewein stammt entweder aus dem unmittelbaren Hinterland der Küste, das übersät ist von Weinbergen die sich bis in die Täler hinein erstrecken, oder auch aus dem landwirtschaftlichen Zentrum der Region, wo die typischsten und hochwertigsten Weine hergestellt werden, allen voran der weisse Verdicchio und der Vernaccia di Serrapetrona. Überall in den Marken sind ausserdem Liköre und Destillate verbreitet. Sie gehören zu einer alten Tradition, die an die Gegenwart zahlreicher Klöster, man denke an Fonte Avellana oder die Abbazia di Fiastra, gebunden ist. Die Mönche widmeten sich seit dem 15. Jahrhundert der Zubereitung von Getränken, die noch heute von vielen Brennereien nach alten Rezepten hergestellt werden. Aufgrund seines Ruhms sticht besonders einer heraus: der Anislikör, dessen Rohstoff vor allem im Gebiet um Ascoli Piceno in großen Mengen produziert wurde. Dabei darf jedoch nicht der alte «balsamo Cagliostro» vergessen werden, ein Magenbitter aus Lakritzwurzeln, der in San Leo produziert wird. Der Name dieses Likörs rührt daher, dass er der Überlieferung nach von Cagliostro erfunden wurde. Doch es handelt sich nur um eine Legende, da der Ärmste vom Papst, der dessen Freimaurertätigkeit überhaupt nicht schätzte, hinter Gitter gebracht wurde und jahrelang in einer Zelle der Festung von San Leo eingesperrt verbrachte, in der er durch ein offenes Loch in der Decke ernährt wurde.

Wie im gesamten Mittel- und Süditalien sind die Nudeln von der Tafel einfach nicht wegzudenken, und sie sind Anlass unendlich vieler Erfindungen. Die Frauen bereiten sie mit grosser Geschicklichkeit und viel Eifer zu. Vor der Arbeitsfläche bewegen sie bei den rituellen Handgriffen für die Teigzubereitung schnell Schultern und Arme, danach rollen sie die hauchdünne und ganz homogene Teigplatte aus, die sie anschliessend mit ruhiger Hand in Streifen schneiden: Tagliatelle oder Pappardelle, die mit einer Hackfleischsosse, Pilzen und Parmigiano oder auch mit Wildbret und/oder Hühnerlebern einfach herrlich schmecken. Eine besondere Geschicklichkeit verlangen die Formen der, den weltbekannten Tortellini ähnelnden «cappelletti alla pesarese», kleinen „Hütchen“ die traditionsgemäss an Weihnachten aufgetischt werden, serviert in Brühe vom Kapaun. Die «vincisgrassi» verkörpern dagegen in der Maceratagegend den typischsten ersten Gang. Diese präsentieren sich wie grosse, rechteckige Lasagne, sind hausgemacht und werden zubereitet mit Weissmehl, Griess, Butter, Eiern, Salz und Vin Santo. Wenn es die Angelegenheit verlangt dann reibt der Koch feinste Trüffel darüber. Die Marken gelten nämlich als eine der grösste italienische Erzeuger von Trüffeln, insbesondere der hochwertigen weissen Trüffel. Das Zentrum dieser überaus duftenden Knollen ist Acqualagna am Furlopass.

Nur 100 Kilometer entfernt, im Inneren des Landes, können Gipfel erreicht werden, die auch anspruchsvollste Bergliebhaber befriedigt. Die Apenninische Bergwelt der Marken zeigen ihre beste Seite in den Tropfsteinhöhlen von Frasassi bei Genga oder auf dem 2478 Meter hohen Monte Vettore in der Sibillinischen Bergkette. Schön zum Wandern ist auch die Gegend um den Sasso Simone und Simoncello, dem Hausberg der Provinz Pesaro und Urbino, wobei Carpegna sich nicht nur wegen seines leckeren Schinkens, sondern auch als Skigebiet bekannt gemacht hat. Der gebirgige Teil dieser Region ist ein Landstrich mit sehr alter Bauernkultur. Hier leben die Menschen bescheiden, im richtigen Rhythmus. Die Bauern wohnen stets auf dem Boden, den sie bebauen. Die grossen und auch kleineren Wohnsiedlungen sind teilweise richtige Städte, doch immer ein Teil des Landes, das sie umgibt. Daher ist die Tafel überall gesund, schmackhaft und naturrein. So hat die Käseproduktion der Marken ebenfalls familiäre Ursprünge. In einer Region mit armen Traditionen unterstand die Notwendigkeit von Lebensmitteln im Haus der Verfügbarkeit bestimmter Speisen, darunter auch der Käse. Er wurde fast immer allein aus der Milch von Schafen gewonnen; manchmal kam auch Ziegenmilch dazu, sehr viel seltener noch Kuhmilch. Es war nämlich viel einfacher Schafsherden auf den Weiden zu verwalten und auf den periodischen Transhumanzen zu kontrollieren, als Herden mit grossen Tieren, bei denen die Hilfe des Hundes nicht ausgereicht hätte. Noch heute ist der Pecorino in seinen verschiedenen Versionen, deren Eigenschaften von Ort zu Ort sich ändern, eines der grundlegenden Elemente der Gastronomie der Marken. So wird in den Nordmarken, im Gebiet von Sant’Agata Feltria und Talamello, der Kase als „formaggio di fossa“ in tiefe Gruben gebettet, während die „casciotta von Urbino“ in zwei verschiedene Formen reift : die Formen von Castel Durante/Urbania und Urbino waren schon vor Jahrhunderten aus Terracotta oder Majolika, was diese typische Zubereitung mit dem Kunsthandwerk der Keramikmalerei der beiden Städte verbindet. Man findet in der Tat bereits im 16. Jahrhundert Erwähnungen in einigen bei lokalen Notaren angefertigten Bestellverträgen. Die anderen Formen waren aus Ahorn- oder Buchenholz, die in verschiedenen Grössen von einigen Handwerkern aus Mercatello sul Metauro oder Sant'Angelo in Vado hergestellt wurden.

„Vom Meer aus kann man die Hügelketten sehen, wie sie sich nach und nach zu den blauen Bergen des Apennin, Richtung Mond erheben. (..) Ihre raffaeleske Sanftheit schmückt Ufer und Ortschaften, wirkt wie ein Lichtstrahl der Heiterkeit, der vor einem Fensterbrett steht und den Hintergrund eines Bildes, eines Portraits in einen sensiblen, immateriellen Glanz taucht“*. So präsentiert sich diese Landschaft noch heute in den Bildern der Perspektive von Piero della Francesca, in den Skulturen aus edlen Metallen von Arnaldo Pomodoro, in den Ortschaften des Marecchiatals, in denen der Poet und Szenograph Tonino Guerra die einfache Seele als natürliche Großartigkeit sichtbar werden lässt. Und wenn die Sonne die Backsteine der Hausermauern bestrahlt dann verwandeln diese sich von Ockerbraun bis Terracottarot und erinnert daran, dass hier Raffael sein Gefühl für Schönheit und Eleganz entwickelt hat, dass hier der Schauplatz war an dem Gioacchino Rossini Wellenschlag um Wellenschlag in seine ersten Noten übersetzte.

Die Marken: jede seiner 246 Gemeinden weist einen eigenen Charakter auf. Wer nicht nur faul am Strand liegen möchte, sondern gerne einen Ausflug in die Umgebung unternimmt, ist in den Marken genau richtig!

*Zitate des Schriftstellers Paolo Volponi

 

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